Blaise on Tour (II)

Blaise hat seine Tour noch nicht weiter fortgesetzt, er harrt derzeit in Marokko der Dinge die da kommen. Laut einer marokkanischen Zeitung logiert er in einem nicht näher benannten „Palast“ in der Stadt Marrakesch.
Als zuletzt zwei kleinere marokkanische Parteien gegen das ihm von König Mohammed VI. gewährte Diktatorenasyl mobil machten, mag das Blaise nicht weiter gekümmert haben. Was sind schon politische Parteien? Doch hat gestern Burkinas Premierminister Isaac Zida nicht nur erklärt, dass die Akten zu den Fällen Thomas Sankara und Norbert Zongo wieder geöffnet werden, er hat auch bekanntgegeben dass Burkina Faso eine Auslieferung Blaise Compaorés verlangen werde. Sowohl Sankara, Präsident Burkinas von 1983 – 1987, als auch Zongo, zum Zeitpunkt seines Todes bekanntester Journalist des Landes, wurden ermordet und in beiden Fällen gilt es als mehr als wahrscheinlich, dass Blaise seine Finger im Spiel hatte. Ob es dafür noch ausreichend Beweise gibt, ist unklar. Hinzu kommen Vorwürfe wie Veruntreuung von Staatsgeldern und Korruption, die nicht schwer zu belegen sein werden, auch dank der überstürzten Flucht des Compaoré-Clans, der von den Ereignissen des 30.Oktobers 2014 anscheinend vollkommen überrumpelt wurde. Es kursieren bereits alle möglichen Akten im Internet, neben Geburtsurkunden der Compaorés auch Geschäftspapiere, die man im Haus seines Bruders Francois Compaoré fand. Einen Ordner mit Kopien der interessantesten Schriftstücke konnte jedermann in den Tagen nach der Erstürmung der Villa für 500 CFA (0,80 €) erstehen.
Zwischen Burkina Faso und Marokko besteht kein Auslieferungsabkommen und die Beziehung zwischen Mohammed VI. und Blaise gilt als gut. Man hat sich schon öfter gegenseitig aus der Patsche geholfen, so zum Beispiel als Blaise, auf Bitten Marokkos, Moussa Dadis Camara aufnahm. Moussa Dadis Camara, guineischer Armeeoffizier, hatte 2008 nach dem Tod des Präsidenten Conté geistesgegenwärtig gehandelt und sich selbst zum Präsidenten Guineas ausgerufen. Nun ja, er hatte es natürlich „Übergangspräsident“ genannt, das ließ sich etwas besser verkaufen, auf den ersten Schock. Nach einigermaßen vielversprechendem Beginn töteten am 28.September 2009 seine Truppen 157 Demonstranten die sich in einem Fußballstadion versammelt hatten. Dies führte auch zu Spannungen in der Regierung was dann anscheinend den Chef der guineischen Präsidentengarde dazu veranlasste, am 3.Dezember 2009 Dadis Camara in Hals und Kopf zu schießen. Er wurde erst nach Rabat zur Behandlung ausgeflogen und von dort auf Wunsch Mohammed VI im Januar nach Ouagadougou verlegt. In der Folge waren Mohammed VI und Blaise als Vermittler zur Regelung der Nachfolge Camaras in Guinea tätig. Camara befindet sich bis heute in Burkina Faso. Nun ist Blaise weg und Dadis Camaras Zukunft wird damit auch wieder unsicherer.
Lange Rede, kurzer Sinn. Wie es mit Blaise weiter geht ist nicht klarer geworden. Möglich, dass Mohammed VI ein Auslieferungsgesuch (das offiziell noch nicht gestellt wurde) nicht juckt. Andererseits ist Blaise nun nicht viel mehr als ein alter schwacher Mann, und wie groß die Solidarität des marokkanischen Königs mit alten schwachen Männern ist wird sich zeigen. Der Druck auf die Beteiligten ist allerdings gestiegen. Und den Druck übt gerade das burkinische Volk aus und die überaus positive Nachricht ist, dass die burkinische Regierung anscheinend bereit ist, nach dessen Willen zu handeln.

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