Blaise on Tour (I)

Wo befindet sich Blaise Compaoré und wie vertreibt er sich die Zeit, nachdem er seinen Hobbys, alte Freunde umbringen, mit Goldbarren kleine Türmchen bauen und Konflikte schüren in denen er dann als Vermittler angerufen wird, nicht mehr nachgehen kann. Die Antwort könnte sein: Er sucht panisch nach einem Land, in dem er in Ruhe sein Diktatorenrentnerleben genießen kann. Ein solches hat er bis jetzt nämlich noch nicht gefunden.
Blaise befindet sich seit dem 22.November in Marokko. König Mohammed VI. hatte ihm die Einreise gewährt und einen Aufenthalt „für eine begrenzte Zeit“ in Aussicht gestellt. Nun haben zwei kleinere linke Parteien erstmals ihr Unverständnis über diese Entscheidung ausgedrückt, unter Verweis darauf, dass Marokko nicht zum sicheren Rückzugsort für Diktatoren werden dürfe. Prominentester Asylsuchender war General Mobutu gewesen. Nachdem dieser in der DR Kongo mehrere Milliarden Euro auf die Seite gebracht und jeden der nach Opposition roch einen Kopf kürzer gemacht hatte, setzte er sich 1997 in Marokko zur Ruhe. Es war schlussendlich nicht Marokko, sondern die Prostata, die ihm noch im gleichen Jahr seinen angenehmen Lebensabend vermieste. Eine der beiden marokkanischen Parteien forderte nun bereits die Ausweisung Blaise Compaorés. Die großen Parteien äußerten sich bisher nicht zu dem neuen Staatsgast. Doch es ist anzunehmen, das Marokko diesmal genauer hinschauen wird. Die Zivilgesellschaft und die Bevölkerung sind unruhig. Marokko ist neben Algerien das einzige Land Nordafrikas, das vergleichsweise zaghaft vom arabischen Frühling erfasst wurde, auch weil König Mohammed VI nicht unter dem gleichen Realitätsverlust wie seine damaligen Kollegen in Tunesien, Libyen und Ägypten litt und durch eine umfassende Verfassungsreform den Protesten etwas Wind aus den Segeln nehmen konnte. Dennoch ist man auf Seiten der Politik weiterhin sehr wachsam ob der weiterhin großen Unzufriedenheit in der Bevölkerung. In solchen Zeiten sind symbolische Gesten natürlich willkommen und man wird als Herrscher ungern im gleichen Atemzug mit einem Möchtergerndiktator genannt, der auch noch so schwach war, dass er nicht mal die eigene  Bevölkerung angemessen unterdrücken konnte.
Nach seinem Rücktritt am 31.Oktober 2014 hatte sich Blaise aus der Hauptstadt Ouagadougou zunächst in Richtung Süden nach Pô aufgemacht. Pô hat einige Bedeutung für Blaise. Vom dortigen Armeestützpunkt aus brach er 1983 gemeinsam mit Thomas Sankara auf, um die Regierung zu stürzen. Das Fallschirmjägerbataillon vor Ort galt bis zuletzt als ihm wohlgesonnen, zudem liegt Pô nahe der Grenze zu Ghana. Blaise setzte also seine Salamitaktik fort, um zu schauen, was er noch für sich herausholen konnte. Nachdem klar war, dass er in Pô auf eine nicht sehr erfreute Menschenmenge treffen würde, wurde er auf der Strecke von einem Hubschrauber der französischen Armee ohne großes Federlesen eingesammelt und in die Elfenbeinküste gebracht. Francois Hollande, der ja gerne den entscheidungsfreudigen Oberbefehlshaber gibt, berichtete dies freimütig wenige Tage später. In der ivorischen Hauptstadt Yamoussoukro schlugen Blaise und seine Frau daraufhin ihr Lager auf. Der Präsident Alassane Ouattara, eine alter Freund, hätte ihn sicher gern länger aufgenommen, doch als er sich entscheiden musste zwischen Wiederwahl und Blaise, entschied er sich für das Naheliegende. Blaise könnte unnötiger Ballast bei den Präsidentschaftswahlen 2015 für Ouattara sein, immerhin leben ca. 2 Millionen Burkinabés im Land. Jedenfalls wurde Blaise sehr schnell klar gemacht, dass sein Aufenthalt in der Elfenbeinküste begrenzt sein wird und er sich besser früher als später auf die Suche nach einer neuen Bleibe umsehen solle. Am 22.November 2014 reiste er nach Marokko aus.
Anscheinend möchten Blaise gerade nicht viele Staatslenker in ihrem Land haben. Fraglich ob er gute Beziehungen in diverse Golfstaaten hat, wo es regelrechte Altenheime für vertriebene Diktatoren gibt. Auch Burkina Fasos alter Freund Taiwan wird sich hüten, will man doch auch zur neuen Regierung noch gute Kontakte pflegen. Und von den afrikanischen Staaten möchte sich dieses Problem sicherlich niemand ins Haus holen. Er wurde vom Volk vertrieben, und da alle autoritären Herrscher gerne Freunde des Volkes sind, werden sie vermeiden sich jemanden ins Land zu holen, der am Ende die Bevölkerung daran erinnert, was man auch mit dem eigenen Herrscher alles anstellen könnte. Für Blaise besteht insbesondere die Gefahr vor irgendein Tribunal gezerrt zu werden. Die Aufarbeitung in Burkina wird auf Druck der Bevölkerung bald beginnen müssen und man wird genügend Sachen finden, die es rechtfertigen werden, ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen. Auf einen ruhigen Schlaf wird er noch etwas warten müssen.

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